Die Corvair Geschichte
Der Chevrolet Corvair ist ein amerikanischer Kompaktwagen, der von der General Motors-Tochterfirma Chevrolet von 1959 bis 1969 gebaut wurde.
Corvair / Corvair Deluxe / Corvair Monza / Corvair Monza Spyder Serien 500, 600, 700 und 900 (1960-1964)
Der Corvair hatte wie die gleichzeitig erschienenen Konkurrenzmodelle Ford Falcon und Plymouth Valiant die Aufgabe, das Programm des größten amerikanischen Autoproduzenten nach unten zu
erweitern und eine Alternative zu den Ende der 1950er-Jahre zunehmend erfolgreichen Importwagen, in erster Linie zum VW Käfer, zu bieten.
Die dabei angebotene technische Lösung machte den Corvair einzigartig. Während seit Jahrzehnten alle amerikanischen Personenwagen einer Standardbauweise folgten (wassergekühlter, längs
eingebauter Frontmotor, Hinterradantrieb), orientierte sich der Corvair ? als einziges amerikanisches Serienauto ? am VW Käfer. So bekam er eine Pendelachse mit einem luftgekühlten
Heckmotor.
Als Zugeständnis an den amerikanischen Geschmack wurde dieser deutlich größer als der des VW Käfer: Ein Sechszylinder-Boxermotor mit anfangs 2300 cm³ Hubraum, später zusätzlich 2400 cm³ und
2700 cm³.
Neben der 4-türigen Limousine gab es noch einen 5-türigen Kombi namens Lakewood, ein 2-türiges Coupé und ein 2-türiges Cabriolet. Sogar ein Kleinbus (ähnlich dem VW-Bus) war unter dem Namen
Greenbrier Sportswagon erhältlich. Die Karosserieform der ersten Serie (1960 bis 1964) mit der umlaufenden, stark betonten Gürtellinie war Vorbild für den NSU Prinz 4, Fiat 1300 und den ZAZ
968.
Angeboten wurden ab Oktober 1959 ein zweitüriges Coupé und eine viertürige Limousine in Standard- und Deluxe-Version, dazu kam ab Mai 1960 als sportliche Version das Corvair Monza-Coupé; alle
Modelle wurden von einem 2,3 Liter großen Sechszylinder-Boxermotor mit 80 hp/81 PS oder, mit Doppelvergaser, 95 hp/96 PS. Geschaltet wurde über ein manuelles Dreiganggetriebe oder eine
Powerglide-Automatik mit zwei Gängen, ab 1961 stand zusätzlich ein Viergang-Schaltgetriebe zur Wahl.</p> <p>Für das Modelljahr 1961 wurde das Programm um einen fünftürigen Kombi
und eine Monza-Limousine erweitert (ferner erschienen ein Sports Wagon genannter Kleinbus beziehungsweise Transporter), zugleich vergrößerte das Werk den Motor auf 2,4 Liter, wobei die
Nennleistung unverändert blieb.
Ab 1962 gab es das Basismodell nur noch als Coupé und die Monza-Reihe wurde um ein Cabriolet und einen Kombi aufgestockt. Darüber rangierte die neue Serie Monza Spyder, deren
2,4-Liter-Boxermotor dank Turbolader auf 150 hp/152 PS kam. Ab Herbst 1963 wurden die Motoren auf 2,7 Liter vergrößert und leisteten in Saugversion 95 hp/96 PS, mit Turbo im Monza Spyder
weiterhin 152 PS. Die Turboversion wurde nochmals gesteigert und zuletzt zusätzlich mit 2,9 Liter Motor und 180 PS angeboten. Weiters gab es noch für das Baujahr 1964, die im
GM-Assemblingwerk in Bienne/Biel CH gefertigte viertürige Limousine mit 2,7 Liter-Motor und 112 PS (Serie 700, Karosserietyp 1959–1964)
Corvair 500 / Corvair Monza / Corvair Corsa Serien 101, 105 und 107 (1965-1969)Im September 1964 präsentierte Chevrolet auf unverändertem Radstand von 2743 mm den Corvair der zweiten
Generation mit etwas größerer Karosserie. Geliefert wurden anfänglich das Basismodell Corvair 500 als Hardtop-Coupé und -Limousine, der besser ausgestattete Corvair Monza als Coupé, Limousine
und Cabriolet und als neues sportliches Spitzenmodell der Corvair Corsa nur als Coupé und Cabrio. Der Corsa wurde von einer Hochleistungsversion des 2,7-Liters (140 hp/142 PS) angetrieben –
die Turbo-Version stand gegen Aufpreis und auf ebenfalls 140 hp/142 PS gedrosselt oder als Topversion mit 180 hp/183 PS weiterhin im Angebot –, die übrigen Modelle von der bisherigen, 95
hp/96 PS starken Version dieser Maschine (gegen Mehrpreis gab es zusätzlich eine Variante mit 110 hp/112 PS). 1967 entfiel der Corsa ersatzlos, mit ihm die 180 hp-Version der Turbomaschine.
Für das Modelljahr 1968 wurde die viertürige Limousine aus dem Programm genommen; somit blieben das Grundmodell als Coupé und der Monza als Coupé und Cabrio im Angebot. Dabei blieb es bis zum
Produktionsende am 14. Mai 1969.
Sicherheitsprobleme und Modellpflege</h2>
Die hintere Radaufhängung der Corvair bestand bis zum Modelljahr 1964 aus einer Pendelachse, ähnlich wie beim VW Käfer. Die Fahrzeuge hatten ein Fahrverhalten, welches für diese Konstruktion
typisch ist: Bis zur Grenzgeschwindigkeit neutral und sportlich zu fahren, verändert sich bei zu hoher Geschwindigkeit in Kurven (vor allem bei Bodenwellen) der Sturz der Räder in Richtung
positiv (das Rad knickt nach innen ein). Folge ist abruptes Übersteuern, also Schleudern des Wagenhecks. Einige Ingenieure bei Chevrolet hatten bereits bei der Fahrzeugerprobung Bedenken; das
recht einfache und preiswert herzustellende Fahrwerk wurde aber lediglich durch die Angabe bestimmter Reifenluftdrücke entschärft - hinten wesentlich höher als vorne. Diese Angaben in der
Bedienungsanleitung wurden leider häufig als Druckfehler fehlinterpretiert und nicht befolgt.
Nachdem es zu zahlreichen Unfällen mit einigen Todesopfern gekommen war, wurde zum Modelljahr 1964 die Hinterradaufhängung überarbeitet: Eine zusätzliche Befestigungsfeder wurde angebracht,
um die starken Bewegungen der Hinterräder bei Entlastung zu minimieren. Die optionale härtere Federung war nicht mehr lieferbar; alle Fahrzeuge verfügten nun über einen stärkeren vorderen
Querstabilisator. Auch wurden die Trommelbremsen überarbeitet.
Zum Modelljahr 1965 wurde die hintere Pendelachse durch die von der Chevrolet Corvette übernommene Hinterradaufhängung ersetzt. Damit war das Fahrverhalten der Corvair zwar immer noch typisch
für einen Wagen mit Heckmotor; das im Grenzbereich einsetzende Übersteuern war nun immerhin gut kontrollierbar.
Die Kampagne gegen den Corvair
In den ersten Produktionsjahren war der Corvair durchaus erfolgreich und erreichte Produktionszahlen von 200.000 bis 300.000 Stück jährlich (genaue Stückzahlen siehe oben). Ab dem Jahr 1965
wurde der Wagen Opfer der Schlagzeilen in der Presse über Unfälle und der Kampagne des Verbraucherschutzanwalts Ralph Nader, der in seinem Buch "Unsafe At Any Speed" anhand einiger Unfälle
dem Corvair gefährliche Fahreigenschaften vorwarf.
Tatsache war, dass der Corvair wie alle Heckmotorwagen hecklastig war und zum plötzlichen Übersteuern neigte, während die amerikanischen Wagen üblicher Bauart starke Untersteuerer, also sehr
kurvenunwillig waren und in schnell gefahrenen Kurven über die Vorderräder nach außen schoben. Insofern musste der Corvair in Kurven ganz anders gefahren werden, als die Autofahrer es gewohnt
waren. Seine Fahreigenschaften entsprachen im Prinzip den zeitgenössischen europäischen Heckmotorwagen (VW Käfer, VW 1500, NSU Prinz, Renault Dauphine, Simca 1000, Porsche 356). Nur waren
diese Fahrzeuge wesentlich schwächer motorisiert (Ausnahme: Porsche).
In der Folge ließ die Nachfrage nach dem Corvair ab 1966 schlagartig nach. Der Ruf des relativ kleinen, gut motorisierten und daher sportlich zu fahrenden Fahrzeuges war genau zu dem
Zeitpunkt ruiniert, als die Verbesserungen in die Serie eingeführt wurden. Aufgrund der zurückgehenden Verkäufe wurde die Serie Corvair 1969 eingestellt, ohne dass sie einen Nachfolger
bekam.
Quelle: oldie-ausfahrten.de